Seit 2017 hört und liest man in der Welt der technischen Kommunikation immer wieder eine Abkürzung: iiRDS.
Doch wofür steht iiRDS? Was ist iiRDS? Was ist es nicht? Und wie kann ich iiRDS mit dem SMC nutzen?
Das Wichtigste zuerst: iiRDS ist die Abkürzung für intellligent information Request and Delivery Standard und soll die Bereitstellung und den Austausch intelligenter Informationen – unabhängig von Branche und Hersteller – ermöglichen. iiRDS ist dabei die gemeinsame Basis zwischen Hersteller- und Kundenseite: Hersteller können verschiedenen Kunden die benötigten Informationen bereitstellen, Kunden wiederum können Informationen diverser Hersteller in ihre Systeme integrieren, ohne dabei Zusatzaufwände zu erzeugen.
Grundlage hierfür ist ein standardisiertes und maschinenlesbares Paketformat. Jeglicher Content wird buchstäblich in einheitliche Pakete verpackt und ist in dieser Form problemlos austauschbar. Erreicht werden soll das durch die zugrunde liegenden Metadaten, die Inhalte semantisch erschließbar machen und es ermöglichen, Dokumentationsinhalte über Herstellergrenzen hinweg auszutauschen und zu nutzen.
Bereits im Jahr 2016 gründete sich die tekom-Arbeitsgruppe Information 4.0 mit der Zielsetzung die Bereitstellung und den Abruf von Informationen zukunftsfähig zu verändern. Der Nutzer möchte die benötige Information in seinem spezifischen Kontext, im richtigen Format und auf dem jeweils verfügbaren Endgerät, passend zu seinen Kenntnissen und zur gewünschten Zeit abrufen können. Kurz gesagt: Informationen sollen intelligent bereitgestellt und abgerufen werden können. Dabei soll die Kommunikation zwischen Mensch und Maschine so natürlich wie möglich gehalten werden.
Zusätzlich sinkt im Rahmen der Digitalisierung das Interesse an gedruckten Handbüchern mit mehreren hundert Seiten von Jahr zu Jahr. Der wirtschaftliche Wert der darin enthaltenen Informationen wird oft nicht erkannt. Stattdessen erwarten Kunden einen guten Service, der ihnen mit konkreten Problemstellungen weiterhilft.
Intelligente Information soll dieses Problem für Hersteller und Kunden lösen und beiden den bestmöglichen Mehrwert bieten. iiRDS bietet dafür nun eine gemeinsame Plattform.
Ein entscheidender Vorteil von iiRDS ist, dass beim Erstellen des Contents nahezu nichts beachtet werden muss. Denn inhaltliche Vorgaben macht iiRDS im Vergleich zu anderen Standards nicht.. Es handelt sich folglich nicht um einen Erstellungsstandard, was in der Spezifikation des Standards auch ausdrücklich betont wird. Somit ist es möglich, sich beim Redaktionsprozess an einen anderen Standard zu halten und trotzdem iiRDS-Pakete aus den Inhalten zu erstellen.
Ein iiRDS-Paket ist prinzipiell eine ZIP-Datei mit folgendem obligatorischen Inhalt:
Die Generierung des Pakets wird in der Regel vom Quellsystem der Inhalte übernommen. Hier stellt das iiRDS-Paket somit einen weiteren Output-Typ dar. In Kürze wird auch der SMC die Möglichkeit bieten iiRDS Pakete zu generieren. Die einzige Voraussetzung ist, dass die Inhalte mit iiRDS-Metadaten ausgezeichnet wurden.
Metadaten als Information über Informationen machen Inhalte erschließbar, indem sie beschreiben, in welche Nutzungs- und Rollenkontext diese passen. Standardisierte, direkt mit den Inhalten ausgelieferte und maschinenlesbare Metadaten eröffnen die Möglichkeit, Informationen intelligent auszuwählen, zu filtern und zusammenzustellen.
Ein zentraler Bestandteil von iiRDS ist das Metadatenmodell und Vokabular, welches eigens von der iiRDS-Arbeitsgruppe entwickelt wurde. Es basiert unter anderem auf der PI-Klassifikation, die Prof. Dr. Ziegler von der Hochschule Karlsruhe entwickelt hat und definiert verschiedene Gruppen von Metadaten wie Informationsarten, funktionale Metadaten, Produktmetadaten und Verwaltungsmetadaten. Zusätzlich werden weitere Metadaten-Vokabulare wie Dublin Core, vCard und Schema.org zur Beschreibung von Informationen bestimmter thematischer Gebiete verwendet.
Im Gegensatz zur PI-Klassifikation sorgt die Verwendung des RDF-Formats dafür, Metadaten ontologisch, also antihierarchisch zu vergeben. So ergibt sich ein sehr umfangreiches Modell, dass prinzipiell überall erweitert werden kann. Es ist möglich, die iiRDS-Metadaten unter Berücksichtigung weniger technischer Anforderungen mit eigenen Klassen und Instanzen zu erweitern und trotzdem valide iiRDS-Pakete zu erzeugen.
Der Grund für dieses umfangreiche und erweiterbare Metadatenset ist das Ziel, branchenunabhängig und universell einsetzbar zu sein. Wenn beim Schnüren von Informationspaketen die Inhalte mit einem von allen akzeptierten und verständlichen Metadatenmodell ausgezeichnet werden, ist es möglich, ohne große Aufwände auch Zulieferdokumente in eine Gesamtdokumentation zusammenzufassen.
Die Metadaten werden bei iiRDS in einer separaten XML-Datei unter Verwendung des RDF-Schema abgelegt. In der Datei wird über Verweise der Bezug zum Inhalt hergestellt. Somit ist die Vergabe der Metadaten flexibel und unabhängig vom Dateiformat machbar.
Obwohl es sich bei iiRDS ausdrücklich nicht um einen Erstellungs-Standard handelt, können die Metadaten trotzdem bereits bei der Erstellung von Inhalten verwendet werden. Im SMC gibt es für die Erstellung von iiRDS-konformen Inhalten die neuen Objekte Klasse, Instanz und Beziehung mit denen sich ontologischen Metadatenmodelle umsetzen lassen.
Wurde eine Klassifikationsstruktur erstellt, können Inhalte damit ausgezeichnet werden und sind anschließend bestens geeignet, um beispielsweise an ein Content Delivery Portal gesendet zu werden.
In unserer Lösung, dem Content Delivery Server (CDS), fungieren die Klassen und Eigenschaften direkt als Suchkriterien für die facettierte Suche, sodass auch nur Filter zur Verfügung stehen, die tatsächlich zu vorhandenen Inhalten gehören.
Durch das standardisierte Paketformat ist somit auch möglich, aus verschiedenen SMC Instanzen und auch externen Quellen iiRDS-Pakete in das CDS oder ein anderes Content Delivery Portal zu importieren, ohne dass die Inhalte angepasst werden müssen.
Internet of Things, Industrie 4.0 und Digitalisierung sind einige der größten Buzzwords der letzten Jahre. Was dahinter steckt, wird unser Leben und die Art wie wir Arbeiten, in den nächsten Jahren stark prägen und verändern. Das eigentliche Produkt - die Hardware - wird zukünftig nur noch so gut sein können, wie die Informationen und Dienstleistungen, die es umgeben und komplementieren. Durch iiRDS soll die technische Dokumentation ein noch wesentlicherer Bestandteil des Gesamtprodukts werden.
Für die technische Kommunikation bedeutet dies verschiedene Dinge: Zum einen wird die klassische Struktur eines Dokuments an Wichtigkeit verlieren. Im gleichen Maße werden eigenständige Bausteine beziehungsweise Topics immer wichtiger, um kontextbezogen Information bereitstellen zu können. Ganz nebenbei wächst die Bedeutung von Wissen, repräsentiert durch dokumentierte Informationen, immer weiter.
Simpel formuliert will iiRDS keine Inhalte mehr strukturieren, sondern mithilfe von Metadaten so systematisieren, dass die benötigten Informationen:
abrufbar sind oder angezeigt werden können. Es entsteht nutzbares Wissen aus reiner Information.